Mittwoch, 12. Februar 2014

China und ökonomische Monster

Bei "Never mind the Markets" hat Mark Dittli eine schöne Darstellung geliefert, was kürzlich in China und der Wirtschaftspresse für Furore gesorgt hat. Es ging da um den drohenden Konkurs eines kleinen 500 Mio. $ Fonds. No big deal könnte man meinen, nur dieser Fonds betraf eines der in China beliebtesten Sparvehikel.

Daß die Wirtschaftspresse daraus wieder irgendwelche "Blasen" macht, liegt möglicherweise daran, daß inzwischen alles, was nicht so ganz ins Konzept paßt, mit dem Etikett "Blase" versehen wird. So wird auch die Rettung dieses Fonds damit begründet, daß sonst in China eine "Blase" geplatzt wäre und deswegen ein vergleichsweise kleiner Fonds hätte gerettet werden müssen.

Meine Interpretation zu dieser Geschichte steht hier (bzw. in einem Kommentar bei NMTM):

Für meine Begriffe ist der Punkt ein anderer: China hat wie alle anderen Ökonomien auch ein Problem mit der (zurückgestauten) Inflation, weil in den Jahren hoher Nettoinvestitionen bei einem hohen “Nachholbedarf” die Rückflüsse der Unternehmen überproportional sind, weil die Verkaufspreise erheblich über den Kostenpreisen liegen können und es zur Bildung hoher Unternehmensvermögen kommt. Um beide Effekte abzufedern kann man – wie es offenbar in China passiert ist – diese “Trust-Produkte” fördern, damit sich das anschwellende Nachfragepotential (aufgrund hoher Netto-Investition) nicht in einem Inflationsschub entlädt. Da das offenbar eine beliebte Sparform in China ist wollte man wohl für diese Anlageform keine schlechte Presse riskieren, die darauf hinwirken würde, daß die Menschen ihr Geld wieder als Bankeinlagen halten. Der Vorteil bei den Trust-Anlagen ist nämlich, daß die Unternehmen damit auch ihre Exposition bei den Banken glattstellen können und somit tendenziell das nachfragewirksame “Geldvolumen” schrumpft – obwohl es noch da ist und damit gleichzeitig die Liquiditätslage der Banken unmittelbar verbessert wird, weil damit ihre Kreditexposition ein bißchen gedämpft wird. Das sind alles relativ simple kreditmechanische Vorgänge, die jedesmal auftreten, wenn es zu einem Investitionsschub kommt.
Genau dasselbe gab es doch in Deutschland auch als die hohen Netto-Investitionen den Aufbau diverser Vermögen in Deutschland möglich gemacht haben. Man mag es für kurios halten, aber eine gewisse Kompensation der hohen Netto-Investitionen wurde seinerzeit durch die Bundesregierung geleistet, indem sie den sog. “Juliusturm” akkumulierte, der in dieser Zeit gewissen Druck aus dem Nachfrageüberhang genommen hatte. Das hat vor dem Hintergrund, daß in Deutschland die Lust auf Unternehmensforderungen wie z.B. Aktien nicht besonders hoch ist, schon besondere Bedeutung, mal abgesehen davon, daß damit schon “keynesianische” Politik praktiziert wurde, bevor die Sache mit dem Keynesianismus überhaupt richtig prominent wurde.

Aber wie auch immer: man muß sich in solchen Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung diesem Problem des überschüssigen Nachfragepotentials stellen, will man nicht die Vermögenssicherungsqualität der eigenen Währung auf Spiel setzen. Die Chinesen tun das offensichtlich und sind damit denjenigen, die sich stets und ständig nur darin gefallen irgendeinen ökonomischen Untergang zu prophezeien, um Lichtjahre voraus.

http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/34167/in-china-schlummert-ein-monster/#comment-184115

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